Michael Zinganel & Michael Hieslmair

CROSSING Rotterdam: Migrant Dependency 

Contribution to the 4 th IABR International Architecture Biennale Rotterdam


Crossing Rotterdam deals with the increasing segregation of the urban fabric, of neighbourhoods addressing different communities of interest (and income), that tend to separate the city into ‘islands and ghettoes’. But moreover it deals with the necessity to pass between these islands. Since only by crossing the borders and commuting from one island to another the individuals are enabled to either get to their workplaces, schools or leisure facilities or to consume the desired living standard, by allowing those people to enter their territory that are working in the care drain and/or transport and facilities services.

Crossing Rotterdam will introduce Erasmus MC and Hospital in the North and Erasmus MC Daniel den Hoed in the South of Rotterdam as two important nodes for cultural exchange, since many individuals with migrant background were involved in the (re-)construction of the buildings but much more are engaged in the care and facility services. There they act in permanent social interaction with people from different social backgrounds, either doctors, students of medicine and (other) nurses or patients and their relatives that commute from here to the social islands where they use to live.

The installation shows a three-dimensional mapping of the daily routes and routines of 6 individuals working in Erasmus MC and MC Daniel den Hoed, commuting from and to their Rotterdam neighbourhoods. There they meet or interact with 6 more people with migrant background whose services they themselves depend on. Therefore a new cycle of routes and routines can be followed – leading to an endless chain of the care drain.

Research collaborator: Hyeri Park
Scripts for Audio Tracks: Michael Zinganel and Michael Hieslmair
English Translation of Audio Tracks: Chris Michalski
Voices: Anne Gridley, Robert Johanson, Sibyl Kempson, Tim Sharp, Michael Smulik, and Kathy Tanner
Supported by: BMUKK Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Kulturabteilung des Landes Steirermark

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You will find more examples od audio tracks below!

Deduktive deutsche Werkbeschreibung unter der folgenden Abbildung!

Umsetzung

Die Installation ist im zentralen Ausstellungsraum des NAi situiert, in dem das Publikum in einem „offenen Forum“ in die Diskurse zum Thema der Ausstellung „Open City – Designing Coexistence“ eingeführt wird. Von den Ausstellungsarchitekten maxwan wurde diesem Forum eine streng gerasterte Struktur aus standardisierten Bürotischen verordnet, die gleichermaßen für die Möblierung der Cafeteria und des Buchladens, aber auch für Lesetische, als Sockel für Exponate, als Unterkonstruktion von Ausstellungs-Vitrinen und als Veranstaltungs-Bühne dienen sollen.

Wir haben diese Tische nicht als bloße Unterkonstruktion verwendet, indem wir etwa eine eigene Vitrine oder einen eigenen Sockel auf den Raster aufsetzten. Wir haben die Tische stattdessen bewusst aus dem vorgegebenen Raster gerückt und dann neu und versetzt zueinander postiert, sodass die Tischplatten selbst einem abstrahierten Ausschnitt aus dem Stadtplan von Rotterdam entsprechen. Zwei Gruppen aus je 4 unregelmäßig aneinander anschließenden Tischen gruppieren sich um eine a-symmetrische Leerstelle, die den Fluss Maas repräsentiert, der die Stadt Rotterdam in zwei Teile trennt. Zum besseren Verständnis aber auch zur Verstärkung des skulpturalen Aspektes der Arbeit haben wir die ehemaligen Hafenbecken der Maas in die Tischplatte eingeschnitten.

Auf jeder dieser Tischgruppen befindet sich eine abstrakte Formation zusammengesetzter kubische Baukörper aus Acrylglas, die die jeweiligen Schwerpunktkrankenhäuser im Norden und Süden der Stadt repräsentieren. In jeder dieser Acrylglasobjekte schwebt ein abstrahiertes Wegemodell aus unbehandelten Kupferrohren mit rechtwinkeligen L-Verbindungen. Sie stellen die Wege eines Patienten im Krankenhaus dar. Diese Krankenhaus internen Netze überschneiden sich mit den Wegen jeweils 3-er anderer Akteure, die die Patienten umsorgen: mit jenen einer Ärztin, eines Ambulanzfahrers und einer Krankenschwester, das andere Mal mit jenen eines Hilfskochs, eines Mitarbeiters des Facility Service und einer Sekretärin am Anmeldungsschalter. Deren Wege, in gelber Signalfarbe lackierte Kupfersrohre, führen nun auch aus dem Krankenhaus hinaus durch den abstrahierten Stadtplan bis zu jenem Quartier, in dem sich ihre jeweiligen Wohnungen befinden. In den Wohnungen oder auf dem Weg dorthin begegnen nun alle sechs jeweils einer weiteren Person, von der sie selbst gewissermaßen abhängig sind: einem Kindermädchen, der eigenen Mutter und einem 24h Kiosk Betreiber bzw. einem Markthändler, einem Fußballplatzwart und einer Kindergärtnerin.

Auch auf dieser sekundären Dienstleistungsebene entwickeln sich jeweils Wegenetze durch die Stadt. Im Gegensatz zur ersten Dienstleistungsebene sind hier die lackierten Rohre etwas schmäler und die aufgesetzten Namens- und Berufsbezeichnungen in kleinerer Schriftgröße ausgeführt. Auch der Abstand des Wegenetzwerks zur Tischplatte ist geringer gehalten. Für alle Wege gilt: Bewegen sich die Akteure auf Straßenniveau, verlaufen die Wege über der Tisch-Platte, fahren sie mit der U-Bahn, dann verlaufen sie unter der Tischplatte.

Dort, wo sich jeweils die 2 Akteure der beiden Dienstleistungsebenen begegnen, werden diese Begegnungsräume durch kleine Acrylglaskuben markiert und diese Begegnungen mithilfe einer direkt auf die Rückseite aufgebrachten Hand-Zeichnung illustriert. In unmittelbarer Nähe zu diesen Kuben befinden sich jeweils 2 Kopfhörer über die in neutraler Nachrichtensprecherstimme die täglichen Wege und Begegnungen der Akteure protokollarisch nacherzählt werden.



Formal orientieren sich die Art der Anordnung der Tische an Guy Debords Skizze der „Naked City“ und an den schwebenden Wegenetzen jener über den Städten schwebenden oder sie durchdringenden Megakonstruktionen, die in den Stadt-Utopien der 1960er Jahre populär wurden (Friedman, Constant usf.). Sie zeigen hier allerdings weder psychogeographischen Wanderungen noch Visionen oder Utopien, sie zeigen schlichtweg den Alltag von sozialen Akteuren in einem der wichtigsten Dienstleistungssektoren der Großstadt. Das die Stadt durchziehende System aus Heizungsrohren repräsentiert nicht nur einen Ausschnitt der technischen sondern vielmehr einen Ausschnitt der sozialen Infrastruktur der Stadt, in dem eine Vielzahl an Akteuren mit migrantischem Hintergrund tätig sind.

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