High Crime - Saturday Night TV Show
7.11.1998 Forum Stadtpark Graz

Fachleute auf dem Gebiete der Kriminalsoziologie, der Bekämpfung des Verbrechens, PhilosophInnen, SprachwissenschafterInnen und KunsttheoretikerInnen wurden zu einem Symposium in das Forum Stadtpark eingeladen, um Indizien vorzulegen, die Karl Marx' These von der Produktivkraft des Verbechens für die Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft zu belegen.
Als ästhetischer und struktureller Rahmen für das Symposium wurde dazu das 70er Jahre TV-Set der Sendung Aktenzeichen XY nachgestellt, die wegen der medialen Vorverurteilungen Verdächtiger sogar wegen Verhetzung verklagt letztendlich aber doch vom obersten Gerichtshof Recht zugesprochen wurde. Dem Erfinder und Langzeitmoderator Eduard Zimmermann, der die Moderation der Sendung 1997 an seine Tochter übergab, wurde hingegen das Bundes-Verdienstkreuz verliehen und mehrere europäische TV-Stationen haben das erfolgreiche Konzept der TV-Verbrecherjagt übernommen, das in England beispielsweise unter dem Titel "Crimewatch U.K." läuft.
Die signifikantesten Gestaltungselemente dieses Sets waren fensterartige Öffnungen, in denen via Bluebox die Eduard Zimmermann Kollegen aus Zürich und Wien zugeschaltet waren – sowie die klingelnden Telefone, über die Bürger zweckdienliche Hinweise zur Eigreifer der Täter durchgeben wollten.
In der Live Show wurden Indizien und Argumente der jeweiligen Experten und Expertinnen wie die "Kriminalfälle" live in der TV Show live vorgestellt oder als auf Video vorproduzierte Beiträge zum Thema eingespielt und im Studio diskutiert. Dazu mussten sie jeweils unter Begleitung einer Musik-Jingle die Bühne betreten, hinter den Fenstern des Bühnenbildes Platz nehmen, um dieses nach ihrem kurzen Beitrag wieder unter Musikbegleitung zu verlassen.

Als ExpertInnen traten live im Studio auf:

Jochen Becker (Kunstkritiker, Berlin)
Matthias Dusini (Kulturjournalist, Wien)
Sarah F. Hall (Germanistin, Berkeley/Berlin)
Oliver Marchart (Philosoph, Wien)
Siegfried Mattl / Wolfgang Maderthaner (Historiker, Wien)
Irene Nierhaus (Kunsthistorikerin, Wien)
Ruth Maurer (Kunsthistorikerin, Wien)
Fritz Ostermayer / Thomas Edlinger (Musikjournalisten, Wien)

Special: ein Videobeitrag von Lehramt International über die Darstellung von Künstlerbildern in der populären Münchner Fernsehserie Polizeiinspektion 1

Moderation: Georg Schöllhammer

Idee, Dramaturgie und Produktion: Michael Zinganel

Ein gekürzter und editierter Mitschnitt wurde für die Video-Compilation "ForumTV" von XX-Kunstkabel produziert. Der Sammelband zum Symposium: Michael Zinganel (Hg.) HIGH CRIME – Gesellschaft. Kunst. Verbrechen, edition selene, Wien 1999 ist seit kurzem wieder im Buchhandel erhältlich.


Real Crime (I)
27.2.1999 Forum Stadtpark Graz

Nach dem Erfolg von HIGH CRIME wurden aus Anlaß des zeitgleich in Graz stattfindenden Prozesses gegen den mutmaßlichen Briefbombenattentäter Franz Fuchs nun reale Verbrechen und reale künstlerische Arbeiten über Verbrechen in den Diskurs einbezogen.

Wie Verbrecher sind in der Regel auch Künstler – im Gegensatz zu ihrer medialen Vermittlung – keine genialen oder etwa wahnsinnigen Einzeltäter, sondern aus einem jeweiligen Produktionsumfeld auserwählte Repräsentanten durchzusetzender Ideologien. Ihre Handlungsfähigkeit stützt sich auf bestehende Thesen (aus einem Freundeskreis, den Medien usf.), ihre Handlungen wiederum wirken durch medieale Repräsentation auf die Entwicklung dieser Thesen bzw. Ideologien zurück.

In einer Gerichtssaal-Installation wird die (im Fall Franz Fuchs) von der Politik gewünschte und von der Großzahl der Medien als einvernehmlich dargestellte Einzeltätertheorie sowie die Funktionalisierbarkeit von Kunst und Verbrechen in der Politik des Medienzeitalters verhandelt:

Thomas VASEK, Journalist (Profil, Wien), Autor von Ein Funke genügt, Recherchen zur Briefbombenserie, edition selene, Wien
Helmut HÖGE, Journalist (TAZ, Berlin), Recherchen zu Stadtleben, Migration und über den deutschen Erpresser Dagobert

Idee: Alfred Goubran und Michael Zinganel
Dramaturgie, Set und Moderation: Michael Zinganel


REAL CRIME – Architektur, Stadt und Verbrechen
Samstag, 13. Mai 2000 19.00 Uhr
Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste (ehem. Semperdepot)
Lehargasse 8, 1060 Wien

im Anschluss an eine 4 stündige Busexkursion die, wie die Abendveranstaltung, nun einen ganz klaren Fokus auf die Produktivkraft des Verbrechens für die Entwicklung von Sicherheitstechnik, Architektur und Stadtplaung legte: zur Ringstraße und ihren Bauten als Beispiel von Disziplinierung- und Kontrollsarchitektur; zum Redesign des Gürtels als ehemaliger "Demarkationslinie" zwischen Proletariat und Bourgoisie; zum Olof Palme Hof als Tatort eines Mädchenmordes; dem Vienna Airport - der sicherheitstechnisch komplexesten Aufgabe in Wien usf.

Experten im Bus bzw. am Flughafen:
Wolfgang Maderthaner (Sozialhistoriker)
N.N. (Chef der Flughafen Security)

Livegäste in der Show:
Max Edelbacher (Kriminalpolizist, Leiter des Wiener Sicherheitsbüros),
Werner Preining (privater Sicherheitsunternehmer),
Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger (Journalisten, Populärmusikexperten),
Siegried Mattl (Historiker),
Irene Nierhaus (Kunsthistorikerin).
Einspielungen via Video:
Ralph Rugoff (Kunsthistoriker und Kurator) und Georg Seesslen (Filmtheoretiker)
Mike Davis (Stadtjournalist, Los Angeles) hat leider aus politischen Gründen abgesagt

Idee, Dramaturgie, Set und Moderation: Michael Zinganel
Coproduziert mit der Östereichischen Gesellschaft für Architektur


High Crime (II)
1.11. 2003 HAU 2, Hebbeltheater Berlin
im Rahmen des Festivals "Kunst & Verbrechen – Art Without Crime"

mit Rolf Lindner (Stadtanthropologe, HU Berlin): Über das Verhältnis der Chicago School of Sociology und den Gangs der Stadt in den 1920 Jahren
Michaela Melian (Bildende Künstlerin und Musikerin): Über ihre eigenen Kooperationen mit einem Phantombildzeichner der Münchner Polizei
Helmut Hoege (TAZ-Journalist, Berlin): über den Kaufhauserpresser Dagobert als Konzeptkünstler

Set und Moderation: Michael Zinganel

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