Michael Zinganel We are Builduing Security Mehrteilige Installation über unterschiedliche Formen sozialräumlicher Ein- bzw. Ausschlusstechniken unter Aneignung eines s/w Photos von Julius Shulman (Los Angeles) und einer Hand kolorierten Diaserie von Hermann Drawe (Wien 1904). |
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Inkjetprint, 2,4 x 3,0 Meter auf Kunststoff Betonschachtringe 8 Stk. Durchmesser 60 cm, Diaprojektion Kollagen 80x 60 cm und eine überwachte Leseecke mit DVD-Station |
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Das Foto von Julius Shulman, des Doyens der Architekturfotografie der Spätmoderne, zeigt eine massive Tresortür im Keller eines Bankgebäudes (erschienen in: Nan Ellin, Hg., Architecture of Fear New York 1996). Dieses wird hier im Gegensatz zu seiner realen Materialbeschaffenheit als filigraner, Raum trennender Vorhang inszeniert, dessen Eingang ausgeschnitten ist, um einen Durchblick auf den Ausstellungsraum und die Diaprojektion dahinter zu ermöglichen. Die Diaprojektion zeigt Blicke in eine andere Unterwelt: es ist die Ausschnitt hafte Rekonstruktion eines äußerst populären Vortrages, der von 1904 bis 1908 dreihundert mal (!) in der Wiener Urania aufgeführt wurde, ca. 60.000 Besucher verzeichnete und auf Grund des großen Erfolges auch in Buchform publiziert wurde (Emil Kläger, Durch die Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens. Ein Wanderbuch aus dem Jenseits, Wien 1908). Die Autoren, der Journalist und Literat Emil Kläger und der Richter und Amateurfotograf Hermann Drawe begaben sich als Bettler und Obdachlose getarnt in die Wohnquartiere der Ärmsten in der Vorstadt, in Parks, in den Ziegelöfen und im städtischen Untergrund. Ihre Folge filmischer Heranschnitte endete schließlich in nachgestellten Szenen eines Einbruchs und einer Messerstecherei. Der Vortrag und das Buch sollten das Bild der Vorstadt und des unterirdischen Wiens bei ihrem bürgerlichen Publikum nachhaltig prägen. Ergänzt wird diese Installation durch einen künstlerisch inszenierten Handapparat zum Thema: durch eine Reihe von Collagen, ausschnitthafte Beispiele für die Produktion von Angst vor realer und imaginierter Gewalt und deren Folgen in Stadtwahrnehmung, Sicherheitstechnik, Architektur und Stadtplanung, und durch eine Lese- und Videositzgruppe mit einschlägigen wissenschaftlichen Büchern, aber auch mit Handbüchern über Prävention durch bauliche Maßnahmen, wie den aktuellen Ratgeber der Polizei. Die Leseecke besteht aus Monitoren, auf denen die Besucher sitzen und lesen können und (neben einer DVD der Truman Show) die Bilder ihre eigene Überwachung sehen, die von Kameras, die (wie Spatzen) auf dem Geländer der Galerie montiert sind, erfolgt... Dank an Margarethe Szelles, die die Originaldias von Hermann Drawe zusammengetragen, erstmals auf Kleinbildformat kopiert und mir für die künstlerische Nutzung zu Verfügung gestellt hat.
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