EXIT St. Pankraz – KERBL Ges.m.b.H.s
Eine Raststätte als Knotenpunkt transnationaler Migrationsrouten

Ausgangspunkt des Projektes EXIT St. Pankraz ist die Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung entlang einer signifikanten Geländekante an der B138, einer der wichtigsten transnationalen und transalpinen Nord-Südverbindungen: der umgangssprachlich als „Gastarbeiterroute“ benannten Strecke von Holland und Deutschland in die Nachfolgestaaten Jugoslawiens und in die Türkei.
In der Geschichte und der Gegenwart der Betriebe der Familie Kerbl verknüpft sich die lokale Verkehrsentwicklung der letzten Jahrzehnte exemplarisch mit den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen in Europa: mit Wirtschaftwunder, Gastarbeiterwelle in Deutschland, Fall des Eisernen Vorhangs, Jugoslawien Krise, EU Beitritt Österreichs usf. ...
Vom landwirtschaftlich geprägten Gasthaus über einen Schnell-Imbiss hin zur 24-Stunden-Autobahn-Raststation mit multinationaler Belegschaft erweiterte sich Jahrzehnt für Jahrzehnt der geografische und wirtschaftliche Einzugsbereich des Unternehmens im Gleichschritt mit Straßenbau und Autobahneröffnung.
Das besondere Augenmerk des Projekts liegt auf der Geschichte des Unternehmens als Kreuzungspunkt von Einheimischen und Menschen verschiedenster Nationalitäten. Ehemalige und derzeitige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Geschäftspartner und Geschäftspartnerinnen und Gäste der Raststation wurden eingeladen, Fotos, Objekte und Erzählungen einzubringen, die dann für die Ausstellung übersetzt wurden.

Diese Recherchen werden nun im Rahmen des Projektes in zwei Teilen präsentiert: zum einen im Inneren der Raststation St. Pankraz in Form eines Panoramas der betriebsgeschichtlichen Fluchtwege und Sackgassen der Unternehmerfamilie:



Und zum anderen direkt auf dem Parkplatz der Raststation in Form einer 40 Meter langen 3-dimensionalen begehbaren Audio-Installation, die ein abstrahiertes Wegediagramm von 12 ausgewählten Akteuren unterschiedlicher Nationalitäten darstellt, die diese Raststätte aus durchaus abweichenden Gründen frequentieren – oder die in oder an ihr einen vorläufigen Endpunkt ihre Fluchtwege gefunden haben. Wie Verkehrsmeldungen werden deren Erfahrungen Über Lautsprecher mitgeteilt und dadurch indirekt mit lokaler Betriebsgeschichte und überregionalen politischen Veränderungen vernetzt.



Die Akteure und ihre Routen:

LKW-Fahrerin aus Weiz: Koper – Graz – Stuttgart – St. Pankraz – Rotterdam

WC-Betreuerin aus Kasachstan: Kirovsky – Berlin – Nürnberg – St. Pankraz


Ostdeutsche SB-Verkäuferin: Forst – Bad Gastein – St. Pankraz

KünstlerInnenteam: Wien – St. Pankraz

Prostituierte aus der Ost-Slowakei: Kosice - Freistadt – St. Pankraz

Gastarbeiterfamilie aus der Türkei: Mannheim - St. Pankraz – Istanbul


Kellnerin aus Bosnien: Banja Luka – Saalbach – St. Pankraz

Pensionisten-Ehepaar: St. Pankraz – Stammtisch

Ferienhausbesitzer-Familie: Linz - St. Pankraz – Hinterstoder

Lokaler Pendler: Spital - St. Pankraz – Michaeldorf

Lokaler Monteur: Windischgarsten - St. Pankraz– Kirchdorf – Sattlett – Kleinreifling


Fahrer Speiserestentsorgung: St. Pankraz - Freistadt - Saalbach – Kammern





Weitere Bilder demnächst

Wanderungen
Führungen mit dem Projektteam durch in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der unmittelbaren Umgebung entlang der topografischen Kante um die Autohahnraststätte ergänzten das Programm

Weitere Links:

Ein
Radiobeitrag von Peter Waldenberger über das Projekt in Ö1-Diagonal
Die Sendung kann nur gegen Gebühren downgeloaded werden.
Ein
Textbericht von Peter Waldenberger auf ORF Ö1-Online
Ein Radiobeitrag von Daniela Fürst über das Projekt in Radio FRO
Download und streaming-fähig
Eine Kritk von Claus Phillipp in Der Standard
http://derstandard.at/?url=/?id=2932558

Bilder von der Eröffnung finden sie auf der Presseseiten des Festivals