Michael Zinganel

Pension Stadtpark – Kunst und Dienstleistung

Ein Beitrag des Forum Stadtpark zum steirischen herbst, Graz 1996
21. September bis 2. Oktober 1996


Für zwei Wochen wurde die Institution in ein rund um die Uhr bewohntes und bespieltes Camp verwandelt in dem die ökonomischen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Künstlern und Künstlerinnen sowie alternative Tauschsysteme verhandelt wurden. Die Kunstinstitution Forum Stadtpark wurde zu einer funktionstüchtigen Low Budget Frühstückspension umgebaut, in der nicht nur die KünstlerInnen des Projektes sondern auch andere Gäste des Festivals kostengünstig nächtigen konnten. Die KünstlerInnen wurden nicht etwa von einem Kurator nach ihren künstlerischen Qualitäten ausgewählt, sondern nach einem internationalen Open Call entsprechend den Skills, die sie sich in ihren „authentischen“ Brotberufen angeeignet haben und die sie nun für den Betrieb der Pension und eines daran anschließenden erweiterten Dienstleistungsangebotes sinnvoll einsetzen konnten. Die Skills reichten von der Kompetenz im Gastgewerbe (Kellner, Köche, Weinhändler, DJs), zum Transportgewerbe (Taxifahrer, Fahrradkuriere), Dekoration (Florist), Körperpflege (Masseuse, Friseuse) bis zu Expertisen in Party Design für Möchtegern Kunstsammler und bei Copyright-Fragen vor Gericht. Ein Künstler arbeitete als Portier eines Flüchtlingsheimes und kontrollierte den Zugang der Pension dementsprechend. Der Tausch der Diensteistungen sollte allen zugänglich sein und bargeldlos im Sinne einer Tauschbörse erfolgen. Weil jedoch der Club im Keller zum erfolgreichen Selbstläufer wurde, bei dem lokale DJ ohne Auftrag Platten aufzulegen begannen, wurde das Schlafen immer schwieriger, das Projekt nach 12 Tagen wegen völliger Erschöpfung des Projektleiters abgebrochen werden mussten.

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