Michael Zinganel & Michael Hieslmair

EXIT Karlsplatz
Alltag im Labyrinth eines innerstädtischen
Verkehrsknotens

Am Puls der Stadt, 2000 Jahre Karlsplatz, Wien Museum



Das labyrinthartige Netzwerk aus unterirdischen Tunnelröhren, Verbindungsgängen und Passagen, das sich um den Kreuzungspunkt dreier U-Bahnlinien spannt, steht im Zentrum eines sozialräumlichen Modells des Karlsplatzes. In diesem sollen nicht nur die Präsenz von Randgruppen, die potentiellen Angsträume und Zonen des Konflikts, sondern auch die alltäglichen Wege von Akteuren aus unterschiedlichen sozialen Milieus nachgezeichnet werden, die sich hier kreuzen und den Platz mit ihren jeweiligen Quell- und Zielregionen verbinden.

Parallel zur Recherche von statistischem Datenmaterial zur Verkehrsfrequenz werden auf der Mikroebene Akteursprofile erstellt, indem vor Ort ausgewählte Akteure beobachtet und vom Karlsplatz ausgehend auf ihren Wegen bis zu ihren Ein- und Ausstiegsstationen‚verfolgt’ werden. Ihre zurückgelegten Raumfolgen und die zeitlichen Rhythmen ihrer Frequentierung werden zuerst in Form von Zeichnungen und narrativen Texten beschrieben.

Schließlich wird ein abstrahiertes Modell des unterirdischen Tunnelsystems gebaut, dessen Rohre entsprechend der unterschiedlichen statistischen Daten in Höhe und Breite deformiert sind. Nichtsdestotrotz bleibt es erkenntlich und dient der Aufnahme der Wege der ausgewählten Akteure, deren individuelle zeitliche und räumliche Frequentierung in diese Trägerstruktur integriert werden. Diese Wege unterscheiden sich durch unterschiedliche Farben, Schriftzüge, Comicartige Illustrationen und Hörstellen, an denen über Kopfhörer detaillierte Informationen eingeholt werden können.
Den fest im mentalen Stadtplan verankerten Zuschreibungen, die den Karlsplatz als Angstraum ausweisen, wird die beispielhafte Darstellung der Raum-Zeitorganisation von Akteuren gegenübergestellt, die gelernt haben, sich aus dem Weg zu gehen oder am Platz zu unterschiedlichen Zeiten permeable Raumzonen für sich und ihre Subkultur zu aktivieren.

Gangsystem aus Aluminiumblechen und -profilen
beschriftet mit Verkehrsfrequenz-Daten
Sockel aus lackierten MDF-Platten
schematische Stadt-Schnitt Darstellungen auf Karton
farbige Akteursspuren aus Acrylglas-Stäben
10 Fahrpläne der Akteure als Digital-Prints
10 Hörstationen mit mp3-Playern und Kopfhörern
Abmessung: 200cm / 270cm /120cm




Tonspuren, Stadtraum und Zeit-Wegenetzdarstellungen folgender Akteure

– Ernst H. (54) Tischler Wien Museum > Montag – Freitag
– Parem Chand Z. (41) Zeitungsverkäufer Karlsplatzpassage > Montag – Freitag
– Lisa H. (7) Schülerin Evangelische Volksschule > Montag – Freitag
Hermine F. (78) Großmutter Begleitperson > Montag – Freitag
– Gabriele (73) und Franz F. (78) Musikvereinsbesucher > ein bis zwei mal pro Monat
– Heinz K. (23) Sicherheitsbediensteter Streetwork – Anlaufstelle Karlsplatz
– Lan A. (34) Servicemitarbeiterin Mc Donalds > Sonntag – Donnerstag
– Barbara L. (24) Studentin Universität Wien > Dienstag / Donnerstag
– Dragica M. (34) Reingungskraft / Haushaltshilfe Akademiehof > Dienstag
– Herbert L. (27) Monteur arbeitslos > unregelmäßig mehrmals pro Woche
– Christina (53) und Carlos T. (61) Touristen > Samstag

Sprecher: Franz Kaida, pensionierter Haltestellenansager der Wiener Verkehrsbetriebe


Broschüre der Mobilitätsprojekte als PDF 500 kb zum Downloaden

zurück zu Biographie - Ausstellungen